Betrug auf dem Goldmarkt – können Sie die hässlichen Wahrheiten des globalen Finanzsystems verkraften?
Bill Holter
Es ist schon so ein Ding mit der Wahrheit. Was für den einen eine unumstößliche Wahrheit ist, sieht der nächste als strittig an, denn Meinungen und Einschätzungen variieren von Person zu Person. »Wahrheit« in diesem Zusammenhang bedeutet nichts weiter als die Meinung oder den Standpunkt eines Einzelnen. Eine auf diese Weise definierte Wahrheit kann sich verändern, verformen oder sogar fabrizieren lassen.
Die Wahrheiten beispielsweise, an die der amerikanische Fernsehsender MSNBC glaubt und die er vertritt, unterscheiden sich sehr stark von den Wahrheiten von Fox News, sowohl in der Wahrnehmung der Reporter selbst als auch der Zuschauer. Echte Wahrheiten jedoch können sich nicht »fabrizieren« lassen, zurecht gerückt werden oder je nach Meinung des Betrachters verändern. Sie haben einen mathematischen Ursprung und es geht mehr um schwarz und weiß.
Das globale Finanzsystem ist aus dem Ruder gelaufen, wenn wirtschaftliche Wahrheiten vertuscht und unter den Teppich gekehrt werden müssen, um die Realität zu verheimlichen. Offenbar denken unsere Zentralplaner, wenn die Menschen etwas glauben, dann werde es dadurch automatisch zur Wahrheit. Ich jedoch möchte heute ganz deutlich sagen: »Nein, das stimmt so nicht.«
Sie wollen ein Beispiel für etwas, das völlig verquer läuft, aber angeblich Teil des »neuen Normals« ist? Ein Musterbeispiel dafür sind die Negativzinsen in weiten Teilen Europas. Diese Negativzinsen gelten nicht länger nur bei kurzen Laufzeiten, sondern zum Teil auch für Laufzeiten von mehr als sieben bis zehn Jahren. Wie kann das angehen? Investoren sind bereit, auf zehn Jahre Laufzeit oder noch länger einen garantierten Verlust auf sich zu nehmen? Dass die Zinsen negativ sind, liegt natürlich daran, dass die Zentralplaner wollen, dass die Menschen nicht auf ihrem Geld hocken, sondern es ausgeben.
Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist abgesackt, weil die Menschen den Gürtel enger schnallen und sparen. Sparen wiederum ist ein Konzept, das Finanzministerien und Zentralbanken nicht einmal buchstabieren können. Man darf nicht vergessen: Egal, ob Euro, Yen oder Dollar – die Notenbanken können so viel von diesen Währungseinheiten drucken, wie sie gerade lustig sind.
Negativzinsen sorgen dafür, dass von diesen »Währungseinheiten« bei Fälligkeit weniger zurückgegeben wird, und sie sorgen dafür, dass für das bereits versprochene »Gelddrucken« der Risikoausgleich bei unter null liegt. Im Grunde heißt das nichts anderes, als dass die Sparer für das Privileg bezahlen, »Währungseinheiten« verlieren zu dürfen, obwohl die Zentralbanken gleichzeitig ihr Bestes tun, den Wert dieser Einheiten zu reduzieren. Hat das mit Massenwahn zu tun?
Ein weiteres Beispiel, wo die »Wahrheiten« einfach nicht zusammenpassen, ist im Bereich der Swaps. So wie GOFO-Rates niemals negativ sein sollten, ist es auch mit dem Swap-Markt. [Anm.:GOFO = Gold Forward Offered Rate = der Satz, zu dem Banken sich Gold bei den Zentralbanken leihen können.] Momentan sind die Sätze negativ, was bedeutet, dass die Banker und Broker die Kreditqualität höher bewerten als das Finanzministerium, das diese Finanzderivate ausgibt.
Sollte das amerikanische Finanzministerium bankrottgehen, würde einem der gesunde Menschenverstand doch sagen, dass keine Bank und kein Broker mit Schatzbriefen im Portfolio das überlebte. Dass die Swaps negativ bepreist sind, liegt meiner Meinung nach nicht an der Werteinschätzung, ich glaube vielmehr, dass unbelastete Sicherheiten inzwischen dermaßen knapp geworden sind, dass mathematischer Wahnsinn zur Realität geworden ist. Vor sechs Monaten erhielten wir einen Hinweis, dass so etwas geschehen könnte. Ich schrieb darüber hier… und jetzt ist der hässliche Fall eingetreten.
Meine Aufzählung wäre natürlich nicht vollständig, wenn ich nicht auf die Farce einginge, die sich auf den Märkten für Gold und Silber abspielt: Gestern wurden an der COMEX innerhalb von 30 Minuten rund 18 000 Kontrakte verkauft. Tatsächlich wurden allein innerhalb von vier Minuten rund 7000 Kontrakte auf dem Markt abgeladen.
Lassen Sie mich diese Zahlen für Sie in das richtige Verhältnis rücken: 18 000 Kontrakte entsprechen 1,8 Millionen Unzen Gold. Die New Yorker Warenterminbörse COMEX wiederum hätte nach eigenen Angaben wie viel Gold zur Auslieferung zur Verfügung? 150 000 Unzen. 1,8 Millionen Unzen sind mehr als das, was in einer Woche weltweit an Gold gefördert wird, 150 000 dagegen entsprechen der Leistung von knapp 16 Stunden. Und noch eine Zahl, um das ins Verhältnis zu setzen: Woche für Woche importiert China mehr als 1,3 Millionen Unzen echtes Gold, was nahezu 80 Prozent allen produzierten Golds entspricht.
Warum das wichtig ist? China holt jede Woche nahezu das Zehnfache dessen ins Land, was derCOMEX insgesamt an Gold zur Verfügung steht. Oder anders gesagt: Die Gold-Bepreisung derCOMEX ruht auf einem Fundament, das zehn Mal kleiner als das ist, was China jede einzelne Woche importiert. Wie kann es da glaubwürdig sein, dass die COMEXmehr als zwölf Mal so viel »Gold« verkaufen kann (und zwar innerhalb von 30 Minuten!), als sie nach eigenen Angaben zur Verfügung hat?
Aus meiner Sicht hat die COMEX derzeit ein Problem. Seit über zwei Monaten hat die Kategorie der registrierten Händler kein Gold mehr erhalten, inzwischen ist sie auf ein Niveau geschrumpft, das gerade einmal 16 Stunden der globalen Produktion entspricht. Erster Fälligkeitstag für Dezember-Gold ist der 30. November, es bleibt also nur ein Tag, aber es sind noch 24 000 Kontrakte offen.
Ausgehend von der bisherigen Historie kann man einen Einbruch um 12 000 Kontrakte und einen 40-prozentigen Rückgang im Verlauf des Monats erwarten. Wenn es dazu käme, stünden der Forderung von 600 000 Unzen 150 000 lieferbare Unzen gegenüber. In den vergangenen Jahren gab es ähnliche Situationen wiederholt, aber noch nie mit einem derart schwächlichen Lagerbestand wie heute.
Was ich sagen will, wenn ich über die derzeitige Lage an der COMEX schreibe, ist ganz einfach: Aktuell bestimmt die COMEX die Goldpreise, hat dabei allerdings praktisch null Reserven im Rücken. China importiert an einem einzigen Tag mehr Gold als das, was die COMEX nach eigenen Angaben liefern kann. Fast jedes Ereignis der Kategorie »Schwarzer Schwan«, sei es nunfinanzieller, geopolitischer oder militärischer Natur, wird derCOMEX die letzten Möglichkeiten und die letzte Glaubwürdigkeit rauben, auch weiterhin den »Chef-Manipulator« zu geben.
In mehreren Kolumnen habe ich gefragt, warum selbst nach so offensichtlichen Überfällen wie dem vom Freitag dieCFTC, die für die Regulierung der amerikanischen Futures-Märkte zuständige Behörde, derart korrupte Preisregulierungsmechanismen zulässt. Auf dem Silbermarkt hat die CFTC keinen Grund zum Handeln gefunden. Für meinen Geschmack ist das eine Umschreibung von »Wir können ja nicht die Regierung verhaften«, insofern liegt »kein Grund zum Handeln« im Interesse der nationalen Sicherheit.
Was die COMEX anbelangt, möchte ich Folgendes fragen: Warum ist es möglich, dass ein Institut oder eine Gruppe von Instituten innerhalb von 30 Minuten das Zwölffache dessen verkaufen kann, was angeblich zur Lieferung zur Verfügung steht? Allein der Dezember schon sieht ziemlich problematisch aus. Wie kann man da diese Praxis fortsetzen, wenn doch gerade einmal 1500 Kontrakte schon zu einem Lieferstopp führen könnten? Wie sieht die endgültige Lösung aus? Beruft man sich auf höhere Gewalt und macht einfach weiter?
Und was Sie als Investoren anbelangt: Sehen Sie die Gefahr? Ein Lieferstopp oder ein erzwungener Stopp, bei dem man sich letztlich auf höhere Gewalt beruft, hätte katastrophale Folgen. Der Süßigkeitenladen wird geschlossen. Und dann? Glauben Sie ernsthaft, Sie könnten dann künftig Metalle zu Preisen kaufen, die den aktuellen Kursen auch nur ansatzweise ähneln? Ich habe immer gesagt, dass sich das gesamte Spiel komplett verändern wird, wenn die letzte für Lieferungen zurVerfügung stehende Unze nicht mehr ist. Und wenn ich »das gesamte Spiel« sage, meine ich alles.
Wissen Sie, was geschehen wird, wenn publik wird und begriffen wird, was da für ein faules Spiel auf dem Goldmarkt getrieben wird? Ist Ihnen klar, dass das Vertrauen in unser gesamtes Finanzsystem mit seinen Dollars, Schatzbriefen und dem ganzen Rest dauerhaft zunichte gemacht wird?
Vieles von dem, was wir in unserem Alltag sehen, ist nichts als betrügerischer Schwindel. Unsere Lebensweise und unserer Lebensstandard hängen voll und ganz von diesem Schwindel ab und von einem Fortbestand des kollektiven Wahnsinns. Leider jedoch lädt Mutter Natur einige sehr hässliche Wahrheiten vor unserer Haustür ab. Diese »hässlichen Wahrheiten« sollten nach logischem Denken allesamt unmöglich sein, und dennoch existieren sie und dennoch werden sie immer häufiger. Sind Sie bereit für die hässlichen Wahrheiten?
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